Die Entwicklung der Mittelschule in der Stader Schullandschaft
Im folgenden Jahr wurde die neue Schule auch räumlich selbständig, sie zog mit 208 Schülern in das Haus Beim Salztor 1. Hier hatte sich bis 1858 die Salztorswache befunden, in der auch der Torschreiber sein Büro hatte, der den Wagenverkehr kontrollierte. Für die Mittelschule wurde das vorher einstöckige Gebäude umgebaut und aufgestockt, am 2. August 1875 begann der Unterricht.

Das erste eigenständige Gebäude
Längere Kontinuität gewann die Mittelschule hier jedoch auch nicht. Als 1889 die Volksschule ihren Neubau an der Wallstraße bezogen hatte, konnte die Mittelschule, die bereits seit einigen Jahren unter Raumnot litt, nun ihrerseits 1890 in das alte Volksschulgebäude an der Ecke Wilhadikirchhof und Schiefe Straße umziehen, das nun für fast 50 Jahre Standort der Mittelschule blieb, die sich kontinuierlich weiterentwickelte.
Am 17. April 1890 wurde die Mittelschule an ihrer neuen Adresse mit nun 301 Schülern eröffnet; dies war bis zum Ersten Weltkrieg in etwa der höchste Schülerstand. Die Einrichtung einer Mittelschule für Mädchen war von der Stadt zunächst dem Lehrerseminar überlassen worden, das eine dreiklassige Seminartöchterschule gründete.
1863 wurde sie Teil der neu errichteten Städtischen Töchterschule. Als 1908 aber das gesamte höhere Schulwesen für Mädchen neu geordnet wurde, löste man die Mädchenmittelschule, die diesen Namen gleichzeitig mit der Jungenschule erhalten hatte, heraus und verselbständigte sie in den Räumen des ehemaligen Lehrerseminars an der Ecke Seminarstraße und Hagedorn. Sie hatte etwa 70 Schülerinnen.
Erst in der Weimarer Republik, in den Jahren zwischen 1923 und 1928, wurde die Mädchenmittelschule langsam aufgelöst und in die Jungenmittelschule eingegliedert.

Das Haus Schiefe Straße 2
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg waren die Elementarklassen der weiterbildenden Schulen abgetrennt und ab Ostern 1921 zu einer vierjährigen Grundschule zusammengefasst worden, sodass die Mittelschule nun nur noch sechs Jahrgangsstufen umfasste. 1926 besuchten die Schule 245 Jungen und 84 Mädchen, und in dieser Größenordnung blieb die Schule auch in den kommenden Jahren. Die Übernahme der Mädchenmittelschule vergrößerte die Raumnot der Schule, die aber noch gut zehn Jahre sich mit dem alten Domizil zufrieden geben musste.

Georg Siercke, Rektor 1899 - 1926
Erst die Schließung der Taubstummenanstalt an der Wallstraße 1933 eröffnete der Mittelschule die Möglichkeit, in ein großzügiges Gebäude umzuziehen, auch wenn man noch fünf Jahre warten musste, bis SA und Militärverwaltung das Haus räumten, das nun für die Bedürfnisse der Mittelschule umgebaut wurde. Am 17. August 1938 zog die Schule feierlich von der Schiefen Straße 2 zur Wallstraße 17. Allerdings blieb nur noch ein Jahr Zeit, ehe der große Eroberungskrieg in zunehmendem Maße auch Lehrer und Schüler in Anspruch nahm. In den letzten Kriegsjahren fand regelmäßiger Unterricht immer seltener statt, oft wurde er vom Fliegeralarm unterbrochen, in der Schule wurde eine Feuerwache eingerichtet. In den letzten Monaten vor Kriegsende fand überhaupt kein geordneter Unterricht mehr statt. Die Mittelschule wurde vielmehr seit Februar 1945 das große Durchgangslager für die Flüchtlingsströme aus dem Osten Deutschlands, auch wenn am 24. März noch eine Abschlussfeier stattfand.

Die Mittelschule in der Wallstraße
Nach der Besetzung am 1. Mai 1945 wurden für vier Monate ehemalige Zwangsarbeitskräfte in der Schule einquartiert, von denen zumindest einige die Ausstattung der Schule kräftig dezimierten.
Erst am 3. September 1945, aber damit für Stade recht früh, wurde die Mittelschule wieder für den Schulbetrieb freigegeben, sie hatte aber in den ersten Jahren zum Teil auch die anderen Volksschulen aufzunehmen, die noch von DPs belegt waren oder weiter als Hilfslazarett benutzt wurden.
Die Folge war Schichtunterricht, der aber beispielsweise im Winter 1945/46 und 1947/48 wegen Kohlenmangel reduziert werden musste.

Neubau der Realschule Camper Höhe 1962
Gleichzeitig stieg die Schülerzahl erheblich und verdoppelte sich nahezu in den zehn Jahren bis 1955. Für nun 700 Schülerinnen und Schüler aber war das Gebäude an der Wallstraße zu klein.
Daher wurden schon in den kommenden Jahren Pläne für einen Neubau auf der Camper Höhe entwickelt. Am 28. Juni 1960 wurde der Grundstein gelegt, am 15. Januar 1963 der Neubau der Mittelschule feierlich übergeben, die 1965 den offiziellen Namen Realschule erhielt.
Innerhalb der nächsten zehn Jahre verdoppelte sich die Schülerzahl, sodass 1975 eine zweite Realschule am Hohenwedel errichtet werden musste.
Dr. Jürgen Bohmbach (Stadtarchivar)
Stade um 1850
Die bürgerliche Märzrevolution, an die auch die bürgerliche Elite Stades große Hoffnungen geknüpft hatte, war spätestens 1849 gescheitert. Zwei Stader Abgeordnete in der Frankfurter Nationalversammlung waren unverrichteter Dinge zurückgekehrt, der Rechtsanwalt Gottlieb Wilhelm Freudentheil und der damals stellvertretende Rektor des Athenaeums Christian Heinrich Plaß. Das Thema war jetzt nicht mehr parlamentarische Demokratie und Nationalstaat, sondern Erweiterung, Modernisierung und wirtschaftliche Entfaltung der Stadt.
In den Jahren zwischen 1848 und 1852 gelang es Stade, sich durch die Eingemeindung der Vorstädte in die Umgebung auszudehnen. Die Einwohnerzahl wuchs damit auf gut 7.500 Menschen, zu denen noch etwa 400 Soldaten der Garnison kamen. Auf der Grundlage der Hannoverschen Städteordnung von 1851 erhielt die Stadt 1852 ein neues, vom Staat erlassenes Ortsstatut. Gleichzeitig wurde auch die Trennung von Justiz und Verwaltung durchgeführt; das Stadtgericht, das bisher eine Abteilung des Magistrats war, wurde aufgelöst und statt dessen ein Amtsgericht geschaffen. Ebenso wurde ein von der Verwaltung unabhängiges Obergericht eingerichtet, das spätere Landgericht.
Als zentrale Aufgabe sah die Stadtverwaltung unter ihrem erst gut 40jährigen Bürgermeister Carl Ludwig Neubourg die Beseitigung der die Entwicklung hemmenden Festungsanlagen und den Anschluss an die Eisenbahn. Der offizielle Antrag der Stadt, die Festung aufzuheben, wurde jedoch vom Hannoverschen Ministerium Anfang 1856 endgültig abgelehnt, und auch deswegen blieben die Eisenbahnpläne ebenso in der Schublade, beides für etwa 25 Jahre.
Als zumindest eine Folge der Märzrevolution wurde die alte Zunftverfassung weitgehend aufgehoben, langsam entwickelte sich eine zunächst allerdings noch eingeschränkte Gewerbefreiheit, wenn auch gegen den Widerstand der ansässigen Handwerker und kleineren Kaufleute. 1850 wurde die Holzhandlung Johann Hinrich Hagenah gegründet, aus der die Firma Hagenah-Borcholte, eines der größten Unternehmen der Stadt, entstand. 1854 wurde an der Horst eine Ziegelei gegründet, die bis zum Ersten Weltkrieg bestand; aus der Lehmkuhle der Ziegelei entstand der heutige Horstsee.
Gleichzeitig entstanden auch zögernde Pläne zur Verbesserung der Infrastruktur. Man begann die Wasserleitung von den Fischteichen unterhalb des Schwarzen Berges zu verbessern, die hygienischen Verhältnisse blieben aber weiterhin aus heutiger Sicht katastrophal. Eine Müllabfuhr gab es nicht, Abfälle und Abwässer wurden in die Straßen gekippt und von so genannten Dreckfahrern abgefahren. Dafür und für die Reinigung der wenigen vorhandenen Abfallgruben entrichteten die Hauseigentümer ein „Dreckgeld“. Im Jahr 1850 gab es auch in Stade eine kleine Choleraepidemie mit insgesamt 84 Toten.
Die Gründung der Bürgerschule
Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Gymnasium die einzige reguläre öffentliche Schule in der Stadt, auch wenn es seit dem 17. und 18. Jahrhundert wiederholt Versuche gegeben hatte, Schulen für die bürgerliche Jugend einzurichten. Die ersten „Realschulen“ des 18. Jahrhunderts fanden jedoch offenbar keinen direkten Widerhall in Stade. Die Realschule, an der sachkundlicher Unterricht, der auf die unterschiedlichen Berufe vorbereitete, erteilt werden sollte, stand im Gegensatz zum humanistischen, sprachenorientierten Gymnasium, das die Wünsche des allmählich erstarkenden Bürgertums nicht erfüllen konnte.
In Stade hatten sich im Laufe der Zeit zwei so genannte „Deutsche Klassen“ – im Gegensatz zur Lateinschule, dem Gymnasium – entwickelt, die beide im Gebäude des Gymnasiums untergebracht waren, eine für den höheren Bürgerstand, die andere für den niederen Bürgerstand. Hier wurden bereits Jungen und Mädchen nebeneinander unterrichtet. Insgesamt hatten beide um 1840 etwa 200 Schülerinnen und Schüler. Daneben gab es innerhalb des Gymnasiums auch Realklassen, die bisweilen auch als „Bürger- oder Mittelschule“ bezeichnet wurden.
Das gesamte Schulwesen neu zu regeln, darum bemühte man sich intensiv in den Jahrzehnten nach 1840. Immer wieder neue Pläne wurden entwickelt: 1843 sollte eine einzige städtische Schule gegründet werden, die allerdings im Inneren aufgeteilt sein sollte in eine Bürgerschule und eine Volksschule. Es gab lange Diskussionen, die verknüpft waren mit der Umorganisation des staatlichen Lehrerseminars, ehe ab 1854 die grundlegende Neuorganisation des städtischen Schulsystems durchgeführt wurde. Im Oktober 1854 wurde zunächst die Volksschule errichtet.
Über die Mittelschule war eine Einigung mit dem Lehrerseminar erzielt worden. Während die Mädchenbildung dem Seminar überlassen wurde, durfte die Stadt zu Ostern die neue Bürgerknabenschule eröffnen. Ein Flügel des alten Gymnasiums am Pferdemarkt wurde dazu mit einem nicht geringen Kostenaufwand umgebaut. 49 Schüler besuchten die Bürgerknabenschule ab Ostern 1855.
Eine endgültige Form erhielt die neue „Stadtschule“ erst in dem 1859 erlassenen und genehmigten „Regulativ“. Sie bestand aus drei Abteilungen, der Volksschule, der Freischule für die Kinder der Armen, an der kein Schulgeld erhoben wurde, und der Bürgerknabenschule; die Bürgertöchterschule – die Mädchenmittelschule – wurde an das Lehrerseminar abgegeben.
Die Entwicklung der Mittelschule in der Stader Schullandschaft
Die neue Mittelschule war nicht nur räumlich mit dem Gymnasium verbunden. Die Leitung der neuen Schule hatte der Direktor des Gymnasiums, für Gymnasium und Bürgerschule wurden gemeinsame Elementarklassen eingerichtet.

Christian Heinrich Plaß
Zweck der Bürgerknabenschule war nach dem Wortlaut des Regulativs die „Vorbereitung für einen bürgerlichen Beruf, welcher zwar keine streng wissenschaftlichen Kenntnisse oder die Aneignung fremder Sprachen beansprucht, der aber dennoch nicht nur eine allgemeine Bildung, sondern auch tüchtige Schulkenntnisse und Fertigkeiten erfordert.“ Finanziert wurde die Mittelschule wie alle anderen – mit Ausnahme der Freischule – aus dem Schulgeld, das die Eltern der Schüler zu entrichten hatten, und den Schulanlagen, einer Schulsteuer, die entsprechend den Gemeindesteuern erhoben wurde.
Insgesamt bestand die Bürgerknabenschule aus vier jeweils zweijährigen Klassen, also acht Jahrgängen von 6 bis 14 Jahren. Nicht nur wurde die eigentliche Elementarklasse gemeinsam geführt, aus der ersten Realklasse konnten die Schüler auch nach bestandenem Examen in die Realklassen des Gymnasiums überwechseln. In den beiden unteren Klassen wurden 22 bzw. 26 Wochenstunden Unterricht erteilt, in den beiden oberen Klassen 28 Wochenstunden. Interessant ist, dass als erste Fremdsprache zusätzlich Französisch angeboten wurde; Englisch wurde erst in der zweiten Realklasse des Gymnasiums unterrichtet.
15 Jahre lang blieb die Leitung der Bürgerschule in den Händen des Gymnasialdirektors Plaß, bis 1870 dem Lehrer Alpers die innere Leitung der Schule übertragen wurde. Grundlegend für die weitere Entwicklung der Schule wurde ein Erlass des Preußischen Ministers vom 15. Oktober 1872, der das gesamte Bürgerschulwesen vereinheitlichte. Alle bisher entstandenen Schulen erhielten den Namen „Mittelschule“ und sollten eine neue Schulform bilden, die auf der Volksschule aufbaute. Die Bedürfnisse des gewerblichen Lebens und des Mittelstandes sollten hier stärker berücksichtigt werden.

Johannes Alpers
Als Folge dieser Neuregelung erhielt auch die Stader Bürgerknabenschule ab Ostern 1874 den Namen „Mittelschule“, in den oberen Klassen wurde nun Englisch als Pflichtfach eingeführt. Die Mittelschule wurde selbständig, ihr erster Rektor war der seit 1855 hier unterrichtende Lehrer Johannes Alpers.
Die Schule von 1977 bis 2003
In die Annalen der Realschule Camper Höhe werde ich eingehen als derjenige Schulleiter, der die Schule am stärksten heruntergewirtschaftet hat. 1977 habe ich sie als größte Realschule des Landkreises Stade mit 1062 Schülern und 65 Lehrkräften übernommen. 2003 habe ich mich von 439 Schülern und 27 Lehrern verabschiedet. Es gibt auch Gründe für den Niedergang. Im Jahre 1979 wurde in Stade die Orientierungsstufe eingeführt, die Realschule verlor die Klassen 5 und 6, also ein Drittel ihrer Schülerschaft. Im gleichen Jahr wurde in Fredenbeck eine neue Realschule eingerichtet, wodurch die Camper Höhe die Schüler aus Fredenbeck, Deinste, Essel, Helmste, Kutenholz, Mulsum, Schwinge und Wedel verlor.
Herrschte bis zum Jahre 1979 ein akuter Lehrermangel teilweise bis zu 40%, brachte der enorme Schülerrückgang ein neues Problem mit sich: Lehrerüberschuss! Da keine Lehrkraft die Schule für immer verlassen wollte, drehte sich in den folgenden Jahren ein gigantisches Abordnungskarussell, es begann ein Rotationsverfahren für überzählige Lehrkräfte. Im ersten Jahr der OS wurden allein 16 Lehrkräfte ganz oder teilweise an diese Schule abgeordnet.
Ab 1972 spricht man von den geburtenschwachen Jahrgängen, die in der Zeit von 1983 bis 1990 in der Realschule ankamen. Und schließlich wurde 1994 in Grünendeich-Steinkirchen eine neue Realschule gebaut, die uns die Schüler aus Melau, Bassenfleth und Hollern-Twielenfleth entführte. Ab 1998 besuchten zum ersten Mal nur noch Stader Schüler die Camper Höhe. Fakt ist und wird es immer bleiben: Unter meiner Leitung ist der größte Schülerrückgang aller Zeiten zu verzeichnen gewesen!
Die Langzeitwirkungen dieses Verfahrens waren schon nach einem Jahrzehnt deutlich zu spüren: Es wurde keine neue Lehrkraft mehr eingestellt. Es fehlten die Ideen und Impulse junger Lehrerinnen und Lehrer. Das Durchschnittsalter des Kollegiums kletterte auf über 50 Jahre. Der Abstand zwischen Schülern und Lehrern wurde immer größer, die Fachversorgung insbesondere in Musik und Religion immer schwieriger. Der jüngste Kollege wurde 40 Jahre alt. Das böse Wort von der Vergreisung machte die Runde. Dabei waren die sächlichen Voraussetzungen mehr als zufriedenstellend. Jede Klasse hatte einen eigenen Raum, wenn auch einige Klassen im Pavillon und in der Sonderschule untergebracht waren.

Mit der Einführung der Orientierungsstufe bekam die Realschule neue Fachräume in Physik, Chemie und Biologie, deren Ausstattungen vorbildlich waren. Im Sportbereich herrschten ideale Zustände: Eine eigene, vielseitig nutzbare Sporthalle; Sportplatz, Freibad und Hallenbad grenzen unmittelbar an das Schulgrundstück. Der Schulträger, die Stadt Stade, war und ist eine sehr schulfreundliche Stadt. Die Unterrichtsversorgung pendelte um die 100 %-Marke, so dass jede Klasse jeden Tag sechs Stunden Unterricht erhalten konnte, worüber nicht wenige Schüler stöhnten und sich über jeden Stundenausfall freuten.
In den letzten Jahren sank die Unterrichtsversorgung wieder ab. In der Zeit meiner Schulleitertätigkeit setzte sich ein Trend fort, der schon viel früher begonnen hatte: Die Eltern wollten eine immer bessere Schulausbildung für ihre Kinder. Der Anteil der Hauptschüler ging kontinuierlich zurück, während der der Realschüler und Gymnasiasten stetig anstieg.
Als ich 1960 Abitur machte, besuchten 15 % eines Jahrgangs das Gymnasium, 16 % die Realschule. Heute besuchen ca. 35 % das Gymnasium, etwa 40 % die Realschule. Wir haben also die komplette Schülerschaft der Realschule an das Gymnasium abgegeben und bekamen die obere Hälfte der Volks- bzw. Hauptschule.
Das erforderte eine aktive Einstellung auf die veränderten Voraussetzungen. Weiterhin bewirkten gesellschaftliche Veränderungen, dass der Erziehungsauftrag der Schule einen immer breiteren Raum einnahm. Mit der Freigabe des Elternwillens wurden an unserer Schule 30 bis 40 % der Schüler mit einer Hauptschulempfehlung angemeldet, zahlreiche Schüler gingen mit einer Realschulempfehlung zum Gymnasium.
Die Hauptschule bereitet ihre Schüler in der Regel auf das berufsbildende Schulwesen vor, das Gymnasium auf die eigene Oberstufe. Die Realschule ist die einzige weiterführende Schule, die doppelgleisig fährt. Zum einen soll sie ihre Schüler so bilden und erziehen, dass diese befähigt werden, in die Ausbildung zu qualifizierten Berufen einzutreten, also in die gehobenen Berufe des Wirtschafts-, Verwaltungs- und Soziallebens. Zum anderen soll sie ihre Schüler auf die Oberstufe des Gymnasiums vorbereiten.
Meine Schulleitungszeit war auch eine Phase der Kontinuität und Konsolidierung. Maßgeblichen Anteil daran hatte das aufgeschlossene Kollegium, das im Laufe der Jahre immer mehr zusammenrückte. Dazu beigetragen hat auch die Schulaufsicht, die über 21 Jahre von Herrn Schulamtsdirektor Bierstedt vertreten wurde, der statt Hierarchie Menschlichkeit in die Schule brachte. Gefördert wurde die Schule durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Elternschaft, die uns in allen Vorhaben tatkräftig unterstützt hat. 1986 wurde eine Bestandsaufnahme der Realschule durchgeführt. Es ist schön, an einer Schule gearbeitet zu haben, die in der Öffentlichkeit, insbesondere bei den Eltern und Schülern so anerkannt wird.
In den Klassen 7 und 8 war eine stetige Fluktuation vom Gymnasium zur Realschule und von der Realschule zur Hauptschule feststellbar, die die pädagogische Arbeit erheblich beeinträchtigte. Erschwerend kam hinzu, dass nur maximal 30 % einer Klassenarbeit mit nicht ausreichenden Leistungen benotet werden durfte.

Zur Erfüllung dieser Ziele muss die Realschule einen angemessenen Leistungsanspruch stellen, was nach dem bisher Gesagten nicht immer leicht zu verwirklichen war. Die Berechtigung zum Besuch der Oberstufe des Gymnasiums wurde durch die Abschlussverordnung geregelt, die im Schuljahr 77/78 in Kraft trat. Am Ende der 10. Klasse gab es - je nach Leistung – drei verschiedene Abschlüsse: Den Erweiterten Sekundarabschluss I, den Sekundarabschluss I – Realschulabschluss – und den Sekundarabschluss I – Hauptschulabschluss - .
Nur der Erweiterte Sekundarabschluss I berechtigte zum Besuch des Gymnasiums, zum Besuch aller Schulen. Ein Schüler wurde mit diesem Abschluss ausgezeichnet, wenn er im Durchschnitt in allen Pflichtfächern und in allen Wahlpflichtkursen mindestens eine 3,0 erzielt hatte und auch im Durchschnitt der Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik mindestens eine 3,0 erbracht hatte. In den 26 Jahren unter meiner Leitung wurden insgesamt 3026 Schüler aus Klasse 10 entlassen, davon 1161 (38 %) mit dem Erweiterten Sekundarabschluss I, 1692 (56 %) mit dem Realschulabschluss und 173 (6 %) mit einem Hauptschulabschluss. Am Anfang meines Schulleiterdaseins konnte ich 204 Schüler aus sieben zehnten Klassen verabschieden, 2003 waren es 72 Schüler aus drei zehnten Klassen. Die meisten Realschüler, die Abitur machen wollten, wechselten auf die Fachgymnasien in Stade.

Wolf Dildey
Die Schule von 2003 bis 2009
Das Schuljahr 2003/04 ist für die RS Camper Höhe ein Jahr des Übergangs. Einerseits ist es das letzte Jahr vor Auflösung der Orientierungsstufen mit den Klassenstufen 7 bis 10. Die Schulgröße bleibt also zunächst noch mit 18 Klassenverbänden (5 siebte Klassen, 4 achte Klassen, 4 neunte Klassen, 5 zehnte Klassen), insgesamt ca. 440 Schülerinnen und Schülern und ca. 30 Lehrkräften im üblichen Rahmen.
Andererseits zeichnet sich aber der Umbruch schon ab. So tritt mit Schuljahrsbeginn Rolf Hartmann, bisheriger OS-Leiter an der OS Hohenwedel Stade, seinen Dienst als neuer Schulleiter an. Er löst den langjährigen Schulleiter Wolf Dildey ab. Zunächst ist er für ein Jahr für beide Schulen zuständig und pendelt täglich hin und her. Als Konrektorin bleibt Ute Bruns.
Die RS Camper Höhe soll die Räumlichkeiten der OS Camper Höhe übernehmen. In den 8 Pavillonklassenräumen soll eine vorübergehende Außenstelle des Athenaeums untergebracht werden.
Die teuerste Baumaßnahme ist die Vergrößerung und Renovierung der Toilettenanlage. Dabei werden die Räume neu gefliest und mit neuen Sanitärobjekten ausgerüstet.
Mit Auflösung der Orientierungsstufe muss am Ende des Schuljahres im Sekretariat der Kraftakt von über 300 Anmeldungen für die drei Jahrgänge 5, 6 und 7 abgewickelt werden. Mit zwei neuen Klassenstufen, 300 neuen Schülern und 12 neuen Lehrkräften (ein Drittel des Kollegiums) beginnt das neue Schuljahr 2004/2005. Frau Kropp-Czichy, die bisherige Konrektorin der OS Camper Höhe wird neue zweite Konrektorin. Es wird ein Schuljahr des Zusammenwachsens des neuen Kollegiums, des allmählichen Sich-näher-Kennenlernens.
Die wichtigsten Inhalte:

Es finden zahlreiche Planungssitzungen für das Schuljahr 2004/05 statt, in denen es um Verteilung von Räumen und Lehrkräften geht.
Im Verwaltungstrakt werden Umbaumaßnahmen geplant und durchgeführt, um für die neue Schüler-, Klassen- und Lehrerzahl gerüstet zu sein.
Die Lehrkräfte der Orientierungsstufen werden auf die anderen Schulformen verteilt
Das Sekretariat wird in einen größeren Raum im Eingangsbereich verlegt, um Platz für zwei Sekretärinnen und mehr Aktenablagemöglichkeiten zu schaffen. Auch das Rektorzimmer wanderte mit auf die andere Seite, um den unmittelbaren Kontakt zum Sekretariat zu behalten.
Das bisherige Rektorzimmer wird zum Zimmer für den künftigen zweiten Konrektor, denn mit wachsender Schülerzahl bekommt die Schule eine zweite Konrektorstelle.
Neu entsteht ein Elternsprechzimmer.
Am Ende des Schuljahres gelingt es, einen neuen Schulförderverein ins Leben zu rufen.

Eine weitere Neuerung ist der neue Grundsatzerlass.
- Zwei zweistündige Wahlpflichtkurse bereits ab Klasse 6, die versetzungs- und abschlussrelevant sind.
- Französisch als vierstündiger Wahlpflichtkurs beginnt ebenfalls bereits in Klasse 6
- Landeseinheitliche schriftliche Abschlussprüfungen in Deutsch, Englisch und Mathematik ab 2007 ergänzt durch eine mündliche Prüfung (ohne Absolvierung der Prüfung kann künftig kein RS-Abschluss erworben werden)
- Erhöhung des Klassenfrequenzwertes auf bis zu 32 Schülern
In den 8 Pavillonklassenräumen werden 8. und 9. Klassen des Athenaeums beschult. Das Athenaeum nutzt im Gebäude auch einen Fachraum und einen Hörsaal für naturwissenschaftlichen Unterricht.
Die eigentliche Jubiläumswoche findet Ende September statt und beginnt mit einer Projektwoche aller Klassen zum Thema Schule- früher, heute und morgen. Die Ausstellungen und Vorführungen der Schüler finden großes Interesse bei den Eltern. Zu unserer Feierstunde kommen zahlreiche Gäste anderer Schulen und aus der Stader Öffentlichkeit.
Mit Beginn des neuen Schuljahres treten in den niedersächsischen Schulen weitgehende Änderungen in Kraft. Die neue „eigenverantwortliche Schule“ stärkt die Stellung des Schulleiters, der zusammen mit dem Schulvorstand die Geschicke der Schule leitet.
Die Mitwirkungsmöglichkeiten der Gesamtkonferenz wird beschnitten.
Durch Platzmangel in den Gymnasien und zurückgehende Schülerzahlen in den Hauptschulen wird die Verteilung der Schüler auf die Schulstandorte in Stade neu diskutiert.
Von allen Plänen bleibt die Einführung einer Gesamtschule. Sie wird mit Beginn des Schuljahres 2010/2011 die Haupt und Realschule am Hohenwedel ablösen.
Größere bauliche Sanierungsmaßnahmen sowie Modernisierungen im technischen Bereich werden dazu den äußeren Rahmen bilden.
Der Schulförderverein wird erstmals aktiv und schenkt der Schule zwei Bankgruppen für den Schulhof, die in den Berufsbildenden Schulen hergestellt wurden.
Auch im Jubiläumsschuljahr 2005/2006 liegt die Schülerzahl zwischen 620 und 630 Schülerinnen und Schülern, die in 25 Klassen von 40 Lehrkräften unterrichtet werden.
Der Schuljahresbeginn steht ganz im Zeichen des 150-jährigen Schuljubiläums. Zunächst erscheint das Jubiläumsheft, das sich in der Schülerschaft und bei Ehemaligen gut verkauft und auf positive Resonanz stößt.
Die Festrede hält Ministerialrat Hartmut Hohnschopp, der im Kultusministerium für die Schulform Realschule zuständig ist. Im Rahmen der Festwoche finden außerdem noch ein Tag der offenen Tür, eine Schülerdisco und ein Kollegiumsfest statt.
Im Schuljahr 2006/2007 werden erstmals zentrale schriftliche Prüfung für die 10.Klassen in den Fächern Deutsch Mathematik und Englisch durchgeführt. Der Schulleiter Rolf Hartmann erkrankt im Sommer und wird schließlich zur Hälfte des nächsten Schuljahres 2007/2008 in den Ruhestand verabschiedet.

Im neuen Schulvorstand unserer Schule sind neben der Schulleiterin (zu Beginn des Schuljahres Ute Bruns als kommissarische Schulleiterin) die 2. Konrektorin Ulrike Kropp-Czichy sowie Kollegen und Kolleginnen und Elternvertreter.
Ute Bruns bewirbt sich um die Stelle als Schulleiterin unserer Schule und wird am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien (21.12.2007) zur neuen Schulleiterin bestellt.
Kurze Zeit gibt es einen Vorschlag des Schulträgers, die Schüler der Hauptschule Thuner Straße mit in unser Schule unterzubringen. Durch starke Proteste von vielen Seiten wird dieser Plan begraben.
Kurz nach Beginn des Schuljahres 2008/2009 wird Volker von Loh neuer erster Konrektor. Somit ist die Schulleitung wieder vollständig, und die ca. 600 Schüler und Schülerinnen sowie ungefähr 40 Lehrerinnen und Lehrer können nach einiger Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit wieder mit Optimismus in die Zukunft blicken.
Jürgen Mennecke